Aufenthaltsdauer-Messung mit Matomo optimieren

Dieser Beitrag betracht wie Matomo die Aufenthaltsdauer von Besuchen bestimmt, wie Sie die Berechnung optimieren und wie Sie herausfinden können, ob der Aufruf Ihrer Webseite im Hintergrund in einem wiederhergestellten inaktiven Tab stattfindet.

Verständnis der Aufenthaltsdauer in Matomo

Die Aufenthaltsdauer in Matomo ist ein Durchschnittswert, den Matomo anhand der vergangenen Zeit zwischen der ersten und letzten Aktion während eines Besuches berechnet (d.h. Summe aller Zeiten aller Besuche geteilt durch Anzahl Besuche).

Die Aufenthaltsdauer wird im Überblick zu Besuchen angezeigt, entweder für tatsächlich alle Besuche oder für die Besucher im gewählten Segment. Unter dem Menüpunkt Verhalten – Engagement gibt es noch eine Tabelle „Besuche nach Besuchsdauer“, die gestaffelt nach Zeitblöcken die Anzahl Besuche ausgibt. Kunden vom Plugin „Custom Reports“ (habe ich hier vorgestellt) können die Aufbereitung noch individueller gestalten und sich bspw. auf Sekunden-Ebene die Anzahl Besucher sich anschauen, was vor allem im unteren Bereich <10sec von Interesse sein kann. An einzelnen Stellen verwendet Matomo auch den Begriff „Verweildauer“. Das scheint der deutschen Übersetzung geschuldet zu sein, denn im Englischen wird Verweildauer als auch Aufenthaltsdauer mit „Average visit duration“ bezeichnet.

Screenshot Matomo Verweildauer

Besuchsdauer-Staffelung in Matomo unter Engagement

Insbesondere für Umsteiger von Google Analytics irritierend ist – weil dort anders – dass Matomo beim Vorliegen von nur einer Aktion in einem Besuch diesen Besuch mit 0sec Aufenthaltsdauer in die Durchschnittsberechnung mit einbezieht.

Besucher, die sofort abspringen, manchmal als Bouncer bezeichnet, ziehen also die durchschnittliche Aufenthaltsdauer nach unten, genauso wie diejenigen die zwar die aufgerufene Seite vielleicht lesen und sich anschauen, aber keinerlei weitere Aktion auslösen, weil sie nichts anklicken.

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Aufenthaltsdauer in Matomo besser messen

Vor allem die zuletzt genannte Gruppe von Besuchern lässt sich mit mehreren Maßnahmen besser und konkreter in ihrer Besuchsdauer messen.

Ping mit dem Heartbeat-Timer

Zum einen schlägt Matomo dafür den sogenannten „Heartbeat-Timer“ vor, eine Art „Ping“ an Matomo, dass der Besucher noch da ist. Dieser Ping muss aktiviert werden, entweder beim Tracking mit dem Matomo Tag Manager durch eine Checkbox in der Matomo-Konfigurationsvariable  oder beim „klassischen“ Tracking durch eine einzeilige Erweiterung des Matomo-Tracking-Snippets in der Webseite.

Dieser Ping erfolgt alle 15sec, aber nur, wenn das Fenster und der Browser-Tab sich im Vordergrund befinden. Wird ein anderer Tab angeklickt oder das Browser-Fenster in den Hintergrund gelegt, erfolgt der Ping nicht. Wenn Sie dem zuvor genannten Link zur Erweiterung des Tracking-Snippets folgen, können Sie sehen, dass der Wert von 15sec geändert werden kann. Leider jedoch nur bei der Verwendung des Matomo-Tracking-Snippets.

Um z.B. 5sec als Heartbeat im Tag Manager einzustellen, muss man diese einzeilige Erweiterung _paq.push([‚enableHeartBeatTimer‘, 5]); in ein Tag vom Typ „Benutzerdefiniertes HTML“ einfügen, welches bei jedem Seitenaufruf durch einen Trigger ausgelöst wird. Die aktivierte Checkbox in der Matomo-Konfigurationsvariable ist dann nicht mehr notwendig.

Matomo weist darauf hin, dass ein niedriger, d.h. häufiger Ping-Wert, eine Performance-Auswirkung auf den Matomo-Server haben könnte. Dies ist meines Erachtens möglich, allerdings eher nur bei Seiten, die unter Hochlast tracken und je Minute eher hunderte oder mehr Besuche haben und ohnehin meist noch andere Methoden beim Matomo-Tracken verwenden, die den Heartbeat-Timer meist sogar wieder obsolet machen.

Scrollen tracken

Eine solche Methode ist beispielsweise – primär weniger wegen der Aufenthaltsdauer – die Scrolltiefe des Besuchers im Browser zu tracken und zwar mit Matomo-Ereignissen. Dieser Ansatz sieht vor, ein Matomo-Ereignis (z.B. Ereigniskategorie „Scrolltiefe“, Ereignisname „30%“) an bestimmten Punkten der Webseite beim Scrollen nach unten auszulösen.

Artikelempfehlung:  Matomo-Analysen mit "Benutzerdefinierten Dimensionen" individuell erweitern

Da ein Ereignis in Matomo eine „Aktion“ ist, genau wie ein Seitenaufruf, die in die Berechnung der Aufenthaltsdauer einfließt, ist das ein einfacher Ansatz, wenigstens diejenigen Besucher genauer zu messen, die zwar nichts anklicken, die aber scrollen.

Im Matomo Tag Manager stehen dafür Trigger zur Verfügung. Eine Implementierung ohne Matomo Tag Manager erfordert ein wenig JavaScript-Programmierung.

Häufig wird eine Scrolltiefe von 30%, 60% und 100% getrackt. Empfehlenswert finde ich jedoch bereits nach 10% das erste Mal zu tracken, weil gerade bei Smartphones somit einfach eine erste kleine Interaktion getrackt werden kann.

Screenshot Scrolltiefe

Trigger-Typ unter Nutzer-Engagement im Matomo Tag Manager

Screenshot Matomo Scrolltiefe

Matomo-Ereignisse, welche die Anzahl der Besucher mit einer bestimmten Scrolltiefe tracken

Inhaltstracking

Inhalte bzw. sogenannte visible Content-Impressions als auch Content-Interactions zu tracken (zur englischsprachigen Integrationsanleitung von Matomo) , ist eine weitere Möglichkeit, dass eine Tracking-Aktion ausgelöst wird, die zu einer genaueren Messung der Aufenthaltsdauer führen kann.

Von den bislang hier vorgestellten Möglichkeiten ist dies im Allgemeinen die am seltensten genutzte Variante, was vor allem daran liegt, dass es im Matomo Tag Manager keine einfache Unterstützung gibt und man sowohl beim Tag Manager geschweige denn beim klassischen Tracking-Ansatz eine Programmierung benötigt. Dabei sind in das HTML Attribute einzufügen, die ein Inhaltselement einer Webseite (bspw. einen Teaser, ein Bild etc.) für Matomo kennzeichnen und benennen, so dass Matomo dann bei Vorhandensein ein Tracking auslöst.

Das Tracking erfolgt dann automatisch, die Arbeit liegt also vor allem in der Verpixelung mit Attributen innerhalb des HTMLs. Content-Impressions können so an Seitenelementen genutzt werden, so dass sie bereits bei der Anzeige der Seite getrackt werden als auch erst beim Sichtbar-Werden des Seitenelementes (durch Scrollen bspw.). Dies wird bei der Einrichtung des Trackings festgelegt. Nur letzterer Ansatz ist für die Aufenthaltsdauer-Messung hilfreich.

Inhaltstracking wird in der Regel kombiniert mit dem Erfassen von Klicks („Interaktionen“) auf Elementen. Der Mehrwert liegt hauptsächlich in der Messung von Interaktionsraten. Die bessere Messung von Aufenthaltsdauern ist ein Nebeneffekt.

Screenshot Matomo Contenttracking

Matomo Inhalts-Tracking ist eine indirekte Möglichkeit, die Besuchsdauer genauer zu messen. Insbesondere die Inhaltsimpressionen.

Standard-Wert der Besuchsdauer von 0sec ändern

Eine wenig bekannte Möglichkeit ist, die festgelegte Besuchsdauer von 0sec von Besuchen ohne Interaktion konfigurativ zu verändern. Webseiten, die mit einem selbstinstallierten Matomo (Matomo on premise) tracken, können auf dem Server in der Matomo-Konfigurationsdatei den Wert default_time_one_page_visit von 0 auf bspw. 10 (10sec) setzen. Cloud-Kunden von Matomo haben diese Möglichkeit nicht.

Nachteil ist bei dieser Methode natürlich, dass auch diejenigen Besuche, die wirklich die Seite sofort verlassen, mit 10sec Aufenthaltsdauer in die Durchschnittsberechnung eingehen.

Weitere Infos

Ergänzend sei noch gesagt, dass neben den bislang geschilderten Möglichkeiten die Aufenthaltsdauer exakter zu messen, standardmäßig neben Seitenaufrufen auch die Klicks auf Download-Links oder die Durchführung einer Onsite-Suche, die nicht gleichbedeutend einen neuen Seitenaufruf auslösen, als Aktion von Matomo getrackt werden und in die Berechnung der Aufenthaltsdauer mit eingehen – hierfür also nichts getan werden muss.

Dies schließt auch diverse kommerzielle Plugins von Matomo ein, wie z.B. beim Media-Tracking oder der Form-Analyse (hier vorgestellt von mir) oder das Session- und Heatmap-Recording, die durch ihre Tiefenanalyse zwangsläufig dafür sorgen, dass die Aufenthaltsdauer genauer gemessen werden kann.

Matomo-Besuche mit 0sec Aufenthaltsdauer untersuchen

Spannend ist es nun auch die Besuche zu untersuchen, die trotz obiger Methoden für ein genaueres Tracking der Aufenthaltsdauer bzw. Verweildauer, weiterhin mit nur 0sec auf der Webseite gemessen werden.

Wieviele das sind, ist durch ein Segment oder einen benutzerdefinierten Bericht ermittelbar. Wer sich mit Segmenten noch nicht auskennt, kann meinen Artikel zum Erstellen und zum Arbeiten mit Segmenten durchlesen. Übrigens heißt im Fall der Aufenthaltsdauer das Filterkriterium „Dauer des Besuches (in Sekunden)„.

Die Cookie-Banner-Abbrecher

Cookie-Banner sind lästig und ich finde es sehr bedauerlich, dass es nach wie vor keine bessere Lösung für das Thema der Privatsphäre-Einstellung gibt, da sie definitiv für eine höhere Quote an Absprüngen verantwortlich sind. Politik und Konzerne kommen hier nach wie vor nicht überein.

Artikelempfehlung:  Funnel mit Matomo

Einige Consent-Management-Plattformen bieten Statistiken in ihrem administrativen Backend-Bereich an, bei denen man sich die Anzahl und die Quote der Absprünge ansehen kann, also von denjenigen, die den Cookie-Banner nicht bedienen. Da die meisten Cookie-Banner sich visuell so über die Seite legen, dass man die Webseite nicht nutzen kann, ohne den Cookie-Banner vorab zu bedienen, ist die so vorhandene Information auch in Bezug auf Matomo verwertbar.

Screenshot CCM19 Absprungstatistik

Abbildung aus CCM19 (https://www.ccm19.de/). Die schwarze Linie zeigt den Anteil der Absprünge (20-30%), d.h. der Nicht-Bediener des Cookiebanners.

Diese Zahlen aus der Consent-Management-Plattform sind in Bezug auf 0sec Aufenthaltsdauer in Matomo nur dann von Bedeutung für Sie, wenn Sie mit Matomo bereits beim Erscheinen des Cookie-Banners tracken. Das kann z.B. beim cookielosen Tracking der Fall sein. Tracken Sie jedoch erst nach der Bedienung des Cookie-Banners mit Matomo, dann spielt die Absprungquote im Cookiebanner in Bezug auf die Matomo Besuche mit 0sec Aufenthaltsdauer keine Rolle, da diese ja ohnehin nicht getrackt werden

Eleganter ist es, wenn Sie mit Matomo bereits Cookielos das Erscheinen des Cookie-Banners und dann wiederrum auch die Bedienung des Cookie-Banners nach Matomo tracken. Die meisten Cookie-Banner, die ich kenne, unterstützen dies (mehr oder weniger gut über JavaScript-Ereignisse). Ich wähle zum Tracking in der Regel eine Kombination von einer Benutzerdefinierten Dimension (siehe mein Grundlagen-Artikel dazu) als auch Matomo-Ereignisse, die eine Bedienung des Banners tracken.

Screenshot Matomo Cookiebanner-Bedienung

Benutzerdefinierte Dimension in Matomo, die den Umgang mit dem Cookiebanner trackt. Es wird bereits cookielos beim Erscheinen des Banners getrackt. Es handelt sich um eine Dimension auf Besuchsebene,

Trackt man auch die Bedienung des Cookiebanners nach Matomo wird durch das Tracking-Ereignis die Besuchsdauer mit einem höheren Wert als 0sec von Matomo verarbeitet.

Offene, wiederhergestellte Browser-Tabs beim Tracking

Ein sprichwörtliches Phänomen von Besuchern mit 0sec Aufenthaltsdauer in Matomo sind diejenigen, die Ihre Webseite in einem Browser-Tab von einem früheren Besuch her geöffnet gelassen haben und bei jedem Browser-Start die Tabs wiederherstellen lassen. Je nach Browser und auch Gerät wird im Hintergrund Ihre Webseite geladen und der Seitenaufruf wird getrackt, obwohl eigentlich versteckt und passiv erfolgt. Der Heartbeat-Timer funktioniert in dem Fall nicht, da der Browser-Tab nicht aktiv ist. Da auch nicht gescrollt wird, finden auch keine anderen Tracking-Interaktionen statt.

Folge ist, dass ein Besuch entsteht, bei dem niemand direkt vor einem Browser-Tab sich Ihre Webseite anschaut, aber ein Besuch mit einer Aufenthaltsdauer von 0sec entsteht.

Ein Tracking solcher Zugriffe aus inaktiven Tabs ist mit JavaScript einfach möglich, wie ich in folgenden Abbildungen zeige, bei denen ich zunächst eine benutzerdefinierte Dimension „Tab-Navigation“ erstelle und dann im Tag Manager ein Tracking des Tab-Status über eine eigene Variable durchführe. Eine Umsetzung ohne Tag Manager ist jedoch in vergleichbarer Weise möglich.

Anschließend sehen Sie, dass der Anteil von Besuchen mit 0sec Aufenthaltsdauer aus inaktiven Tabs heraus bei einem Drittel liegt! Eine erhebliche Zahl, die es zu beachten gilt.

Screenshot Matomo benutzerdefinierte Dimension

Anlegen einer Benutzerdefinierten Dimension, um den Tab-Status zu tracken. Die Dimension wird als Besuche-Eigenschaft angelegt, um später danach sinnvoll segmentieren zu können.

Screenshot Matomo Tag Manager Variable

Variable „ActiveTab“ im Tag Manager, die als Benutzerdefinierte Dimension getrackt wird und je nach Status „Inaktiver Tab“ oder „Aktiver Tab“ zurückgibt.

Screenshot Matomo Inaktive Tabs 0sec Verweildauer

Die Benutzerdefinierte Dimension „Tab-Navigation“ zeigt – hier in Kombination mit einem Segment von 0sec Besuchsdauer – das ein Drittel der Besuche den Tab inaktiv haben, d.h. er sich im Hintergrund befindet.

Tracken Sie diese Information als benutzerdefinierte Dimension, wie hier gezeigt, so können Sie diese Besucher in Segmenten oder Custom Reports ausschließen und eine realere Aufenthaltsdauer berechnen lassen.

Artikelempfehlung:  Formular-Analyse mit Matomo

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Fazit

Matomo berechnet in die durchschnittliche Aufenthaltsdauer auch diejenigen Besucher ein, von denen nur eine einzige Aktion gemessen wurde, nämlich meist der Seitenaufruf.

Diese Besuche gehen mit 0sec in die Berechnung ein und verzerren die angezeigte Aufenthaltsdauer. Gerade wenn Sie argumentativ begründen müssen, warum es 0sec-Besuche gibt, ist es ratsam mit weiteren Methoden weitere Tracking-Aktionen auszulösen, die zu einer exakteren Messung führen, beispielsweise wenn innerhalb der Seite gescrollt wird.

Ferner lohnt es sich die trotzdem immernoch zahlreich verbliebenen 0sec-Besuche zu untersuchen und dabei sowohl Cookiebanner (sofern vorhanden) als auch im Hintergrund geöffnete Browser-Tabs detailliert zu betrachten.

 

 

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